Ausstellung: Unter Zwang-Head

Ausstellung: Unter Zwang

Die folgenden Informationen über Dokumente und Publikationen zum Thema Zwangsarbeit im Nationalsozialismus stellen lediglich einen sehr kleinen Ausschnitt aus dem inzwischen verfügbaren Material dar. Sie können allen, die Interesse an einer intensiveren Beschäftigung mit diesem Thema haben, Hinweise und erste Orientierungen für eigene weitere Schritte geben.

1. Grundlagendokumente

Im Folgenden sind einige Bestimmungen der nationalsozialistischen Behörden zur Behandlung und zur „Kenntlichmachung“ der Zwangarbeiterinnen und Zwangsarbeiter zusammengestellt. Weitere Informationen zum Thema Zwangsarbeit finden sich vor allem im Bundesarchiv unter: www.Bundesarchiv.de.

 

Dok 1: Kennzeichung und Ausgrenzung
Auffälligstes äußeres Merkmal der ausländischen Arbeiter aus dem Osten war ihre Kennzeichnung mit einem Stoffabzeichen. Seine Wirkung war für die Betroffenen ausgrenzend und diskriminierend.

Ostarbeiter-Abzeichen 1942
Polen-Abzeichen 1940-1945 (Quelle: DHM, Berlin, A 93/18)

 

Dok 2: Die „Allgemeinen Bestimmungen“ über Arbeitskräfte aus den besetzten Gebieten im Osten von 1942
Der Erlass des Reichsführers SS und Chefs der deutschen Polizei vom 20.2.1942 und seine Folgeerlasse enthalten wesentliche Bestimmungen zur Behandlung der Arbeiter aus den Gebieten östlich des Reichs.

Dok 3: Allgemeine Bestimmungen über Anwerbung und Einsatz von Arbeitskräften aus dem Osten (20.2.1942)
Der Erlass betrifft Fragen der Anwerbung und des Einsatzes aller Ausländer aus dem Osten, d.h. aus dem „altsowjetischen Gebiet“ (v.a. Russland, Weißrussland, Ukraine). Er ist kennzeichnend für die rassistisch und sicherheitsorientierte Ausländerpolitik der Behörde des Reichsführers SS und Chefs der deutschen Polizei im Reichsministerium des Innern. Mit ihm wird unter anderem die Pflicht der Ostarbeiter, einen blauen Aufnäher mit der weißen Aufschrift „OST“ zu tragen, eingeführt.Während seitens des Reichsarbeitsministeriums, seit März 1942 des Generalbevollmächtigten für den Arbeitseinsatz und seitens des Ostministeriums großer Wert auf Freiwilligkeit und gute Behandlung selbst der Ostarbeiter gelegt wurde, um den größten ökonomischen Nutzen aus ihrem Arbeitseinsatz zu ziehen, sahen Polizei und SS vor allem die bolschewistisch verseuchten und rassisch minderwertigen „Fremdvölkischen“, die unter deutscher Gewalt im Arbeitseinsatz ihr Letztes, nötigenfalls auch ihr Leben aufzuopfern hätten. Zwischen den Zeilen des Erlasses ist deutlich herauszulesen, dass man von gewaltsamen Anwerbungen oder Rekrutierungsrazzien und einer daraus resultierenden ständigen Fluchtgefahr ausging. Die Empfehlung, Ostarbeiterlager mit Stacheldrahtzäunen zu umgeben, löste kurze Zeit später selbst in der Ministerialbürokratie Empörung aus und führte dazu, dass bereits im ersten Nachtragserlass vom 9.4.1942 Stacheldrähte ausdrücklich verboten wurden. Was in den Ministerien in Ausführungsvorschriften und Empfehlungen zu Papier gebracht wurde, hatte allerdings oftmals wenig mit den harten Fakten der Ausländerbehandlung an ihren Einsatzorten zu tun.

Dok 4: Nachträge 1 und 2 zu den Allgemeinen Bestimmungen über Anwerbung und Einsatz von Arbeitskräften aus dem Osten (1942)
Im zweiten Nachtragserlass werden Bestimmungen zum Einsatz von Ostarbeiterinnen in Privathaushalten, als Küchenhelferinnen in Gaststätten und als Lagerpersonal getroffen. Besondere Beachtung finden dabei rassische Kriterien bei der Auswahl in den besetzten Gebieten und die politische Zuverlässigkeit der für den Einsatz in Frage kommenden Familien. Da man auf eine angemessene äußere Erscheinung der Haushaltshilfen Wert legte, war die Ernährungslage bei den hier Eingesetzten bedeutend besser als in der Industrie. Außer aus der Sowjetunion kamen ausländische Haushaltsgehilfinnen in großer Zahl aus Polen.

Dok 5: Grundlagendokumente zur Behandlung polnischer ziviler Arbeitskräfte in Deutschland während des Zweiten Weltkriegs
Dargestellt werden zwei Dokumente mit zentralen Bestimmungen zur Behandlung und Diskriminierung polnischer Zivilarbeiter in Deutschland aus den Jahren 1940 und 1943.

Dok 6: Polizeiverordnung über die Kenntlichmachung im Reich eingesetzter Zivilarbeiter und -arbeiterinnen polnischen Volkstums vom 8.3.1940 (Polizeiverordnung über die Kenntlichmachung ...)
Zusammen mit dieser Verordnung ergingen am gleichen Tag eine ganze Reihe von Ausführungsbestimmungen und Erläuterungen, die sich auf alle Gebiete des Arbeits- und Privatlebens der in Deutschland eingesetzten Polinnen und Polen erstreckten und als „Polenerlasse“ bekannt geworden sind. Die Pflicht zum Tragen eines bis ins Detail beschriebenen P-Abzeichens an der rechten Brustseite der Kleidung entsprach dem Willen der deutschen Rassepolitik, diesen Teil der Bevölkerung sichtbar zu stigmatisieren und auszugrenzen. Die Demütigung, mit einem Zeichen aus Stoff markiert zu sein, wurde mit der Kennzeichnungspflicht der Juden assoziiert und verstärkte sich dadurch beträchtlich.

Dok 7: Bereinigungserlass zur Behandlung polnischer Zivilarbeiter (1943)
Zahlreiche Bestimmungen und Sonderbestimmungen zur Behandlung polnischer Arbeitskräfte veranlassten den Reichsführer SS und Chef der deutschen Polizei im September 1943, mittels eines Bereinigungserlasses allein sieben zwischen 1940 und 1942 ergangene Erlasse außer Kraft zu setzen und die weiterhin geltenden Bestimmungen zusammenzufassen. Da darin zahlreiche Fragen der ethnischen Abgrenzung behandelt werden, ist der Erlass auch hinsichtlich der Regelungen für Westeuropäer, Ostarbeiter und Balten interessant.

2. Literatur

Helmut Bräutigam
Entwicklung, Bedingungen und Formen von Zwangsarbeit im Dritten Reich.
In: Gedenkstättenrundbrief 149, S. 3-17
(Quelle: www.gedenkstaettenforum.de – letzter Aufruf: 25.4.2015)

Wolfgang Herzog
Das Zwangsarbeiterlager Bethlem auf dem Johannisberg. Zur Geschichte des Lagers und seiner Bewohnerinnen und Bewohner.
In: Ravensberger Blätter, Heft 1/2010

Jens-Christian Wagner
Zwangsarbeit im Nationalsozialismus – Ein Überblick.
In: Zwangsarbeit. Die Deutschen, die Zwangsarbeit und der Krieg.
Klartext Verlag, Essen, 2012, S. 182-195

Hans-Jörg Kühne
Kriegsbeute Arbeit – Der „Fremdarbeitereinsatz“ in der Bielefelder Wirtschaft 1939-1945,
Bielefeld 2002

Mark Spoerer
Zwangsarbeit unter dem Hakenkreuz. Ausländische Zivilarbeiter, Kriegsgefangene und Häftlinge im Dritten Reich und im besetzten Europa 1939–1945.
DVA, Stuttgart, 2001
(Besprechung von Elke Suhr – letzter Aufruf: 25.4.2015)